Mundart to go!

A UNSER SPROCHE

Mit ’n Puppmwaajnl

Mer hoann de Gruße und ’n Klenn,
zwee Kinder misstn abm senn.
Se spieln und zankn ‚ch o minander,
und noa woaas, ees is ne wie ’s ander.
Is Maajdl hoat oack seine Puppe
’n ganzn liebm Tag an Kuppe.
Se lässt se quaatschn, tutt se stängln
redd mit ’n Pippl wie mit Engln.
Se stuppt ‚r ’sch Huttl rei as Guschl
und lus giht ’s Boalgern und Gehuschl.
Se kledd se oaa, se zoigt se aus
und mit ’n Puppmwoajn gitt ’s raus.
Dr Junge, dar tutt goar ne pippln,
a hoat ’s mit Lammln und mit Hippln,
a tutt ‚ch de Kuhmuhzl beguckn
und fittert Bartoatze ’n Nuckn.
Oan liebstn stänglt ‚r sei Katzl,
und wenn ‚ch ’s ne sah, do krigt ’s a Schmatzl.
Is unse Gruße ne derheeme,
do schnoappt ‚r ’n Puppmwoajn, dar Kleene.
A schmesst de Puppe eefach raus
und fährt sei Miezekatzl aus.

Hans Klecker, Obercunnersdorf, Zittau

Puppmwaajnl, Puppmwoajn: Puppenwagen;
quaatschn: quietschen, Bauchlaute von sich geben;
stängln: auf den Arm nehmen, herumtragen;
Pippl: Püppchen;
Huttl: Schnuller;
boalgern: streicheln, hätscheln, Zärtlichkeiten austauschen;
kledd: kleidet;
zoigt: zieht;
pippln: mit einem Püppchen spielen;
Hippln: kleinen Ziegen, Zickel;
Kuhmuhzl (Kindersprache): Kühe;
Bartoatze: Bärenklau (Pflanze);
Nuckn: Kaninchen

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe vom 16./17.11.2019)


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A goarschtcher Spoaziergangk

Gih ‚ch Sunntch mit menner Froon spoaziern,
muss ‚ch immer oartch sein und poariern.
Se koann oack brammln, mauln und gackern
und hoat a err Tur woaas zu schnackern.
Dr kaale Wind pfefft im de Backn
und zerrt is Schaultichl vun Nackn.
Und is a Steenl goar an Loaatschn,
do bleibt se stihn, fängt oaa zu noaatschn.
Se stulpert ieber ’n Wandersteckn
und schlätt noa hie, ’s is zun Verreckn.
Dr Knieschuner rutscht uff de Woadn,
a billcher Mist tutt immer schoadn.
Se krigt zerletzt noa steife Finger,
de Handschgn toogn nischt, die Dinger.
Ba su ann Water muckt de Blose,
poaar Treppl gihn schunn a de Hose.
Nu will se imdrähn, meine Beste,
do macht ’s Gedärme noa Muleste.
Mer roasn heem wie a poaar Oaffm,
is hoalbe Durf tutt uns begoaffm.
De Frooe bläkt vun Hitteluche:
„lech bleib derheeme kummde Woche!“

Johannes Bielig

a err Tur: in einer Tour, andauernd
Schaultichl: Schal
Schlatt: schlägt, fällt
Handschgn: Handschuhe
Muleste: Beschwerde, Schererei
vun Hitteluche: vom Klo

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe vom 26./27.10.2019)


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Nubbersch Äppl

„Heute is is Water schiene“,
soit zun Bruder de Soabine.
„du, dr Nubber is ne haußn,
mir gihn rieber Äppl mausn.“
Wie se derno hubm sitzn und de Äppl tun stiebitzn,
kimmt dr Nubber aus ’n Haus
mit ann Dunnerwater raus.
Wie a Irrcher tutt’r tittn
und verlist ’n de Levitn.
Derno gitt ‚r rim zun Voater
vu dan zween und macht Theoater:
„Deine beedn grußn Steppl
frassn groade meine Äppl!“
„Zwee-e oack ?“, flucht Voater Meier,
– „wu ‚ch doa dreie hoa, zun Geier!
Hoa ’n uff ‚m Waajg gegan,
doaaß se sulln ’n Klenn mitnahm!“

Hans-Rainer Hensel, Friedersdorf

hubm: hier oben
Irrcher: Irrer, Verrückter
tittn: tüten, schreien
de Levitn verlasn: zusammenstauchen, mit jemandem schimpfen
gegan: gegeben
’n Klenn: den kleinen Bruder

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe vom 05./06.10.2019)


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Nubbersch rutes Häusl

„Im Gutts Willn, Koarle, wie hoast ’n du dei Haus oaamoln lussn! Is Imgebinde rut, de Boalkn rut. Wenn ‚ch zu dir rieber gucke, tun mer glei de Oogn wih. Die diche feuerrute Foarbe poasst zu kenn Imgebindehäusl und glei goar ne a unser Durf. Scham dch oack an Hoals rei! Do wird dr wull baale dr Denkmolschutz uff de Bude steign!“
„Nu nee, mei Häusl muss as Ooge stechn. Ees mit braun Imgebinde und weißn Fanstern hoat a jeder an Dürfe, lech will wissn, woaas meine is“, meent Koarle druf.
„Dei Häusl is anne aale Hurns’che, fuffzch Juhre is nischt mih droaa gemacht wurn. Nu guck oacke, wie vill Schiefern fahln! Vu denn windflieglchn Zaume wull mer goar ne irscht rädn. Jede zweete Stachete is o zun Teifl.“
„Aber die rute Foarbe resst oalls wieder raus. Wenn ‚ch aus ’n Kraatschn kumm und a Luder geloadd hoa, brauch ‚ch ne lange mei Häusl suchn. Wenn ‚ch rut sah, weeß ‚ch, iech bie derheeme.“

Karin Renger, Spitzkunnersdorf, Neueibau
Hurns’che: altes, verkommenes Haus;
wind-flieglch: windschief, instabil;
Stachete: Zaunlatte;
Kraatschn: Kretscham (Gaststätte)

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 2019)


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De Ardachse

Wenn enner uff ‚m Trichter käm,
‚ch de nietche Zeit und Ruhe nähm,
und ‚ch amol tät senn Kupp zerbrechn
im ‚ch ’s richtche Fleckl auszerechn
uff dan mer find, doaas Ploangeviert,
wu ees de Ardachse oabschmiert,
do tät ‚r ’sch rausfinn, ganz gewiss,
doaaß doaas ba uns a Barnstoadt is!

Und sumit wurde festgelät,
doaaß ‚ch durt de Walt im Moarchtburn dräht.
Dermit ’s gutt leeft und nischt tutt ruhn,
do braucht ’s a poaar die oabschmährn tun.
Dr Harrgutt, dar de Walt gebaut,
hoat uff de Barnstaadler vertraut,
weil ‚ch durt de Karln zu sichn Frogn
su wie jeds weeß, oan bestn toogn.

Se stihn poareet ba Tag und Nacht
und gan gutt uff de Achse acht.
Ünd wellt dr Teifl kumm, se huln,
se tätn dan ’n Oarsch versuhln.
Wenn ’s schlaajchte leiert im a Ringk,
laut quietscht und quoarrt doaas dichtsche Dingk,
foast troige leeft und runksn tutt,
wird Äl zun Schmährn anoochgeschutt.

Groad frisch geschmährt, do bleibt nischt stihn
und doaas sull lange noa su gihn,
denn woaas wär ’sch fer a darber Schlag,
wenn doa amol a enn schinn Tag
de Barnstaadler an Ausstand trätn,
und ’s huche Schmähroamt niederlätn,
do gäb ’s a grußes Ungedeihe,
oalls uff dr Walt käm aus dr Reihe,

dr Waltnseeger, dar blieb stihn,
kee eenzches Blieml tät mih blihn,
Dr Mond oan Himml und de Starne,
die schiene finkln a dr Farne,
die macht ’n ihr Laternl aus,
harrjemerschnee, war doaas a Graus!

Drum Barnstaadler hoat immer Lust
zun Achseschmährn, doaas die ne rust,
’sunst bleibt de Walt amende stihn
und ’s täte oalls zun Teifl gihn.

Roland Rolle, Dittelsdorf

Ploangeviert: viereckige Fläche
Moarchtburn: Marktbrunnen
Barnstaadler: Bernstädter
Frogn: Fragen
poareet: parat, bereit
im a Ringk: im Kreis herum
quoarrt: knarrt
doaas dichtsche: dieses
runksn: stoßend, ungleichmäßig bewegen
anoochgeschutt: nachgeschüttet
Ungedeihe: Schaden, Unglück
herrjemerschnee: Ausruf des Entsetzens
amende: vielleicht

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 2019)


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A Dunnerwater

De Mia gitt mit dr Grußemutter spoaziern.
Uff eemol soit ’s Maajdl: „Omi, guck oack amol, su anne schiene Bliemlwiese! Do pflück ‚ch a Sträuchl fer de Mutti.“
„Nu gutt“, meent de Grußemutter, „aber Moargeritn ruppst de keene oab, die stinkn wie Kase. Doasterwaajgn warn se o Kaseblieml geheeßn.
Luss oack o de Paajchblieml stihn! lech will ne, doaaß de Pech hoast und amende mit ’n Trietruller oaafährscht.
De Gewitterblieml tät ‚ch o ne nahm, wenn iech du wäre, do gibbt ’s a Dunnerwater.“
„Doaas gibbst ba uns baale jedn Tag“, soit ’s Enklmaajdl und gickerte, „immer wenn ‚ch ,Scheiße‘ soi.“

Karin Renger, Spitzkunnersdorf, Neueibau

pflück ‚ch: pflücke ich
Sträuchl: Sträußchen
doasterwaajgn: deshalb
Kaseblieml: Käseblümchen,
Margeriten Paajchblieml: Pechblumen, Pechnelken
gickerte: kicherte

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 2019)


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Wenn de Hosn ne mieh poassn

Dr Plumpmproft is bissl dicke,
de Frooe macht ’n glei zer Micke
und pfuzt: „Du aaler Frasssaak, du,
de Hosn gihn schunn ne mih zu,
du wirscht noa aus ’n Nähtn ploatzn,
nee, frieß ne goar su gruße Boatzn!“

„Hoast raajcht“, tutt Plumpmproftl brumm:
„Glei murne wird woaas undernumm!“
„lech wisste woaas“, rufft seine Liese,
„du krigst acht Tage oack Gemiese!“
„Do fällt mer schunn woaas Bessersch ei“,
plauzt unser Dupplzentner rei.

„Woaas Bessersch wäre Woasser trinkn
und o kee Bier huln ba dr Hinkn.“
„Nee, Frooe, tu dch an Hoals reischam,
do koann ‚ch mer glei is Labm nahm!“
„Und Spurt, dar tat ‚r o ne schoadn,
Saakhuppm, Bratlfoahrn und Boadn,

o Fansterputzn, Leineziehn
und mit dr Froon zer Muhsik gihn!“
„Nee, Liesl, do muss ‚ch aber lachn,
iech weeß o itze, woaas mer machn“,
verkindcht poarfurrsch dr Plumpmproft,
„Poaar neue Hosn warn ‚ch gekooft!“

Hans Klecker, Obercunnersdorf, Zittau

pfuzt: faucht
Plumpmproft: ein Mann mit Familiennamen Proft, der Wasser pumpt

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 02./03. 02. 2019)


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Welfe uff’m Kupper

Harrmoann is mit senn Pilzsäckl an Kupperbusche underwaajgs. Stoatts Pilze hoat ‚r Wurzln an Sacke. Do kimmt ’n Rainer, woaas sei Schitznbruder is, a de Quare. A dr Hand hoat ‚r ann grußn Knittl. „Tach, Rainer“, soit Harrmoann, „Willst de enn derschloin mit dan dickn Steckn?“
„Luss dch grissn“, meent Rainer, „hoast de ’s noa ne gehirrt? Welfe senn an Kupperbusche. Unser Jaajger mit ’n Franz-Joseph-Boarte sull uff Schweine gelauert hoann. Und weeß dr Teifl, do senn uff eemol zwee Welfe azugekumm! Die dichte neue Autoboahne is ’n egoal gewast. Se senn eefach raus aus dan Kieferndicktche und zu uns riebergeloofm, wu de schinn Buchn stihn.“ „Richtch hoann se ’s gemacht. Verdenkn koannst ’n ’s ne!“
„Nu wird ’s aber fer ’sch Maajdl mit dan rutn Käppl ne groade eefacher, de Oma besuchn zu gihn. Und o de Pilzsucher, Heedlbeerpflucker und woaas noa su an Busche rimjaagert warrn Moaleste hoann.“
„Im doaas Rutkäppl macht dr oack keene Surgn und glei goar ne im de Grußmutter. De Welfe finn ba uns su vill zu frassn, do warrn se wull de aale Oma ne miegn. Und de geschoitn Leute a Draasn soin, de Welfe tun ’n Menschn nischt, o ne ’n Rutkäppl.“
„Do wull mer oack huffm, doaaß se raajcht hoann. lech täte mei Maajdl ne oalleene an Buhsch schickn. Du kennst doa doaas Sprichl: Himml, Oarsch und Zwirn, dr Mensch, dar koann ‚ch o irrn!“

Hartmut Bartsch, Oderwitz

Kupper: Kottmar (Berg)
azugekumm: herzugekommen
die dichte: diese
Moaleste: Schererei, Unannehmlichkeit
Draasn: Dresden
Welfe: Wölfe
A dr Hand: in der Hand
Rutkäppl: Rotkäppchen
rimjaagert: herumläuft
raajcht hoann: Recht haben
Teifl: Teufel

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 04./05. 08. 2018)


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Mei DDR-Boajttl

„Du, mit denn Stuffboajttl dohie,
du bist wull aus ’n Ustn“,
so hieß is a dr Wendezeit.
Na und? – lech toat druf hustn.

De Frooe redde uff miech ei:
„Nimm anne Ploastetitte!
Sunst weeß a jeds, vu wu mer kumm,
su gih ‚ch mit dir ne mitte.“

Anu loof ‚ch oack mit Boajttln rim
aus „Plastik“ oder Ploaste.
Iech hoa a ganzes Schubbfach vul,
denn woaas de hoast, doaas hoast de.

Do pfuzte miech doa enner oaa:
„Du mit denn Ploastesacke!
Wenn dan a Fiesch zu frassn krigt,
verreckt, und doaas is Kacke!“

Iech hul menn Stuffboajttl azu
dermitte mach ‚ch kenn Schnitzer,
fer die, die aus ’n Westn kumm,
bie ‚ch itz a „Umweltschützer“.

Hans Klecker, Obercunnersdorf, Zittau

Boajttl: Beutel;
Ustn; Osten, DDR;
redde: redete;
Ploastetitte: Plastetüte;
anu: nun, jetzt;
pfuzte; fauchte, schnurrte unfreundlich;
azu: herzu

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 23./24.06.2018)


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Grußes Woasser

De Sunne braajglt heut schunn frih,
’s wird sihre heeß oan Tage.
„Mer kriegn heut noa woaas uff ’s Daach!“,
verkindcht dr aale Schlage.

Su kimmt ’s o, denn noa ’n Mittche glei
gibbt ’s Sturmwind, Raajn und Schlußn,
die gruß wie Taubm-Eier senn
und die zerschloin de Rusn.

Is gruße Woasser schwemmt oalls furt,
noa jedn Blitz tutt ’s krachn.
De Feuerwehr wetzt hie und har
und koann ’s ne min dermachn.

Wie ’s gruße Woasser is verbei
do sist ’n ganzn Schoadn.
De Pfitzn, die senn imbändch gruß,
fer Kinder woaas zun Boadn!

War ’sch Häusl a dr Baache hoat,
dar kimmt ne as Geschicke.
De Bätl furt, dr Kaller vul,
is Road hängt a dr Bricke.

Und is de Bude ufgeräumt,
sitt Heedermoann schunn murne
a neues bieses Water kumm
und oalls gitt lus vu vurne.

Johannes Bielig, Burkau
(ins Oberländische übertragen von Hans Klecker)

Grußes Woasser: Hochwasser
braajglt: brennt, brutzelt, brütet
Schlußn: Schloßen, große Hagelkörner
imbändch: unbändig, sehr
Heedermoann: Jörg Heidermann, Wetterfrosch vom mdr
bieses Water: Unwetter
(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 16./17.06.2018)


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An Frihjuhre

lech mark ’s a menn Knuchn,
’s Frihjuhr kimmt nu,
de Poantsche is furt und
de Leute sein fruh.

Verscheecht hoa ‚ch ’n Grissgroam,
ba mir aus ’n Haus,
mit Bliemln an Gartl
sitt schinner oalls aus.

lech gih a de Sunne,
de Sunne tutt gutt,
mei Harze, doaas bumbert
und dinner wird ’s Blutt.

Vu itz oaa wird wieder
oalls besser gemacht
und mit ‚r schinn Nubbern
wird eftersch gelacht.

Kee Kräcksn an Hoalse,
dr Schnuppm is weg,
im Surgn und Schmarzn,
do härm ‚ch miech ann Dreck.

Woaas gestern noa oalls miech
hoat imbändch gestiert,
is heute an Lute
und leeft wie geschmiert.

Roland Rolle, Dittelsdorf

Poantsche: Schneematsch, wässriger Schlamm
bumbert: schlägt hörbar, pocht
härm ‚ch miech: kümmere ich mich
imbändch: unbändig, sehr

Helga Kreutziger, Oderwitz

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 17./18.03.2018)


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Dr verfrassne Fuchs

Dr Fuchs, dar lässt is Mausn ne.
lech hoa immer geducht, a is necksch uff Hihner- und Gänsefleesch. Nee, nee, a stiht uff Schicher.
Die missn besundersch gutt schmeckn. Zun Obde, frih und sugoar oan Tage schleicht ‚r im de Häusl rim und schleppt de Trater furt, die ver dr Tiere stihn.
A frisst de Loaatschn oaa oder verteelt se a dr ganzn Nubberschoaft. Meine Eiläsohln frisst ‚r aber ne oaa, die ver-buttlt ‚r glei. lech denk mer baale waajgn menn Schweeßfissn. Su a Fuchs is eegn und hoat anne gude Noase.
De Nubbern lasn de ennzln Loaatschn uff und froin ieberoale rim, wan weche Trater gehiern. Do sein Goaartnloaatschn, Bratlloaatschn, Laderloaatschn, Stiefln und sugoar schwere Oarbeitsschicher mit derbei.
De Martl, woaas o anne Nubbern vu mir is, meent: „Wisst dr woaas? – Mer steckn de ganzn Loaatschn, die mer a unsn Gaartln finn, uff de Zaumstachetn. Do koann ‚ch jeder seine Trater mit heem nahm.“
„Lieber ne“, soi ‚ch, „zerletzt is Stanislaus aus dr Tschechei fixer oas wie mir.“

Karin Renger, Spitzkunnersdorf, Neueibau

necksch: neckisch, scharf, erpicht
Schicher: Schuhe
eegn: eigen, eigensinnig, genau
Bratlloaatschn: Holzpantoffeln
Zaumstachetn: Zaunlatten
oas wie: als

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 02./03.09.2017)


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Harrnpilze

Harrnpilze an Tageblatl,
immer grisser a jeds Stick.
Unse Mutter nimmt ihr Radl
und versucht an Buhsch ihr Glick.

leberoale stihn Koarretn
und si ärgert ‚ch grien und bloo,
oalle Ruhe, die is fleetn,
Moannsn tittn noa dr Froo.

Unse Mutter huscht zu ’n Ziele,
zu ann gudn Steenpilzfleck.
Woaas si sitt, sein moadsche Stiele
breet gesträht, do hoat si ’n Dreck

Imgestußn oalle Heete
und dernoochern druf geloatscht,
doaas macht Muttern keene Freede
und schunn hoat si lusgenoaatscht.

Nerne is si ganz oalleene,
tutt ‚ch goar durch ’s Gestrippe zwängn
Pilze find si aber keene,
oack vill Kroatzer tutt ‚ch ‚r brengn.

Spinnewabm im di Gusche,
und o Mickn ni zu knoapp
hungerch woartn di an Busche
brengn di Mutter vulld uff Troapp.

Rimgekruchn glei zwee Stundn,
und an Kirbl hoat si nischt,
hoat is Zifferbloat zerschundn,
und ann Hulzbook noa derwischt.

„Oab und heem“, soat ‚ch do di Gude,
schwitzn tutt si wie a Vieh,
’s langt ne irscht zun Obmbrute,
oack de Knuchn tun ‚r wih.

Odersch steigt si nu uff ’s Radl
und si soat ‚ch: „Ees weeß ‚ch gewiss,
doass doaas Bild an Tageblatl
noa vun letztn Juhre is.“

Dieter Messerschmidt, Eckartsberg

Harrnpilze: Herrenpilze, Steinpilze
Tageblatl: Tageblatt, Tageszeitung
Heete: Häupter, Kappen, Kuppen
nerne: nirgends
vulld: vollends, völlig
Zifferbloat: Zifferblatt, Gesicht
odersch: verdrießlich
soat ‚ch (soit ‚ch): sagt zu sich

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 28./29.07.2017)


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Uffm Kutschbucke

De Guste und dr kleene Max,
doaas woar a Liebespoaar.
Und wenn se o irscht sechse woarn,
„Mer heiroatn, nu kloar!“

Se spieltn garne blinde Kuh
und moanchmol Kastlhuppm,
Verstecker, Hoascher, Reefmtreim
und moanchmol mit ’n Puppm.

Und wie se a de Schule gingn,
do hieß es: „Händl haaln!“
Sull ’s Gustl senne Frooe warn,
doarf ’s Pfutlgan ne fahln.

Sugoar de Huckst wurd schunn geploant.
„Woaas load mer ei fer Gäste?
Und a de Kirche gih mer o!
Woaas ass mer zu dan Feste?

Tschuckloade, Plinsn und Kakau“,
su spoanntn se de Fädn.
„Und mit dr Kutsche wird gefoahrn!“,
toat ’s Gustl lautstoark rädn.

„lech heiroat dch oack, doaas de ’s glei wesst“,
fing ‚ch Max oaa zu derhitzn,
„wenn iech mit ann Zylinderhutt
doarf uff’m Kutschbook sitzn!“

Dieter Messerschmidt, Eckartsberg

Kastlhuppm, Huppekastl: Kästchenhüpfen (Kinderspiel)
is Pfutlgan: das Händchengeben
Tschuckloade: Schokolade

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 03./04.06.2017)


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Muttersch Scheißerchl

Schmidts Vroni hoat dr Sturch besucht
und ann stroamm Jungn verbeigebrucht.
A jeder weeß, ba su enn Wichte
is zwischn Benn noa ne oalls dichte.

Su wie ‚r duttlt ’s Bullchl aus,
groad su leeft ’s unne wieder naus.
Fer ’sch Vronl is doaas goar ne schlimm,
ihr Moatz hoat anne Windl drim.

Oack moichs Mol do steigt unverhufft,
aus dar a unoapoarter Duft.
De Mutter schnoappt ‚ch do senne Beene
und macht sei Hindervirrtl reene.

Ihr Fimfjährcher is neuschierch nu
und guckt benn Wickln eftersch zu.
„Do koannst de sahn“, soit se und lacht,
„woaas su Boalg fer Oarbeit macht.

Su sempfbeschmährt und noaaß, mei Klaus,
su sohgst o du oas Baby aus.“
„Nimm oack zun Fittern“, soit dar Knilch,
„stoatts richtcher lieber Trockenmilch“.

„Do brauchst de unsn Klenn dohiebm
ganz eefach oack noa oabzestiebm!“

Roland Rolle, Dittelsdorf

Scheißerchl: kleiner Scheißkerl
duttlt: trinkt
Bullchl: kleine Flasche
neuschierch: neugierig
sohgst: sahst
dohiebm: da, hier

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 13./14.Mai 2017)


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Giftblatl

Mei Enklmaajdl wohnt a Poln
und giht durt o zer Schule.
Se weiste mir glei de Zensurn,
de kleene Renger, Jule.
„Kreiz Dunnerwater noa amol“,
toat’ch mit dan Weibe frexn,
„doaas schlatt ’n Foaaß ’n Bodn aus,
zwee Fimfm und acht Sechsn!“
„lech bie de Beste, hirrschte du!“,
dereschert’ch meine Kleene.
„An Poolschn is groad anderschrim
oas wie ba euch derheeme.“
„A su, a su, du hoast ju raajcht!
Du krigst vu mir a Scheinl.
Do keefst dr anne Oarmbanduhr,
dr Rest, dar kimmt as Schweinl!“

Karin Renger, Spitzkunnersdorf, Neueibau

Giftblatl: Giftblatt, Zeugnis
frexn: schimpfen
dereschert’ch: echauffiert sich
an Poolschn: im Polnischen
Schweinl: Sparschwein

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 25./26.02.2017)


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Dr ticksche Automat

Zer Elke a de Goallerie
do fuhr vergangn de Moni hie.
De Kunstloade stitt a dr Sitte,
lech dürft zu ann Besuche mitte.
Wu sullt mer oack is Autu lussn?
Do hoat de Monika beschlussn:
„lech war’sch ganz fix as Poarkhaus kutschn,
do koann’s ’n Barg ne runderrutschn.“
Nu soaß mer anne gude Stunde
acht Mannl a vergniegter Runde
ba Koaffee und ba Heidis Kuchn
und wärmtn’ch de derfrurnen Knuchn.
Mir sein a winngk zusoammgeruckt
und hoann’ch de Bilder oaageguckt,
die a dr Wand hingn, hoann uns oalln,
Su wuhr, wie’ch Helga heeß, gefoalln.
Und wie mer’ch wulltn heemzus machn,
– zun Guguck -, mir vergingn is Lachn,
De Moni stackte do, kreiz Miez,
de Koarte an verkahrtn Schliez,
as grüße Looch, wu’s Geld reikimmt,
woaas fer de Stoadtkoasse bestimmt.
Dr Automat, dar nimmt’s vun Tutn
und goab’s Billett ne aus’n Pfutn.
Ar schnoappte zu und klemmte’s ei
ba oaller Zarr- und Zieherei.
De Koarte misst mer wiederkriegn,
sunst bleib mer a dr Sitte liegn.
Mer wulltn ne bis Uderz loofm
und oh ne undern Tunnl schlofm.
De meestn Leute, die mer froitn,
die gucktn’ch’s oaa und soitn,
doaaß die do an Hotele wisstn,
de Nummer vu ann Spezialistn.
Mer wulltn groade lusmoarschiern,
do toat mer anne Stimme hiern,
die aus’n Automatn koam
und uns glei as Gebate nahm.
Zerletzt koam anne Froo verbei,
die guckte a dan Koastn rei
und zug de Koarte raus, roatzfoatz,
de Moni goab’r glei ann Schmoatz.
Und warm mer o bazeitn heem,
iech tu noa heut dervoonde treem.

Fer oalle, die deutsch rädn:

Und die Moral von der Geschicht‘:
Verwechsle Schlitze niemals nicht!

Helga Kreutziger, Oderwitz

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 04./05.02.2016)


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De Hihnerpest

Dr Fuchs, dar is oack a Gerippe,
zun Teifl mit dar Voglgrippe!
De Menschn assn oack is Beste
und jerr krigt nischt zun Heelchn Feste.

Is Fadervieh, doaas doarf ne raus,
sitzt eeboarmch oack an Hihnerhaus.
Und Reineke? Ihr ward ’s derrotn,
krigt reene nischt vun Festtagsbrotn.

Ar hoat nischt mih Geschoits an Bittche
is grätch und schlaajcht gelaunt zu Mittche.
Kee Ganserch, Entl, Gauderhoahn,
’n Fuchs an Busche truppt dr Zoahn.

Uff eemol fällt ’s dan Rutn ei:
„Foasoan und Rabhenn labm frei.
Do war ‚ch miech uff de Suckn machn,
ihr Vogl, ihr hoat nischt zu lachn.“

Wu is doaas dichtsche Viehzeug hie?
Zun Geier oack, doaas gibbt ’s ni mih!
Drum tutt mer ne ’n Fuchs vergassn!
Sunst muss dar Oarme Mäuse frassn.

Dieter Messerschmidt, Eckartsberg

jerr: jener
Bitten: Bauch
grätch: giftig, verdrießlich, bösartig
Gauderhoahn: Truthahn ’n
Rutn: Rotfuchs
Rabhenne: Rebhuhn
doaas dichtsche: dieses

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 31.12.2016./01.01.2017)


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Oabgeschriebm?

An Blatl hoann se itz geschriebm,
mer wärn dohie zerickgebliebm,
is tät ‚ch ne luhn, ne im ’s Verreckn,
a unse Heemt woaas reizusteckn.

Und blooe Steene sein kee Guld,
dr Teifl, dar hoat ’s Geld gehullt.
De Leute loofm oack dervoo,
denn ’s is kee Auskumm ne mih do.

A unse Ecke investiern?
Do koann mer oalls derbei verliern.
Dr Stoaat sull lieber durthie gan,
wu schunn woaas Grußoartches zu sahn.

Gatt’s oack noa Leipzch und gatt’s noa Drasn,
do is schunn immer vill gewasn.
De Leute do, die miegn ‚ch kimmern,
mer koann ’s ja ne mih irscht verschlimmern.

Oan bestn is, se wandern aus,
do sein mer aus ’n Schneider raus.
War uff ‚m Durf wohnt, dar schläft ei,
de Stoaadt verreckt su nabmbei.

Und ganz „Geschoite“, die sahn ’s su:
Oack furt dermitte, do is Ruh.
lech aber denke vuler Wut:
„Mer sein ‚r lange noa ne tut!“

An Suppermoarchte sist de ’s wimmln,
de Bimmlboahne hirrscht de bimmln,
de Autos uff dr Stroße brumm.
Kreiz Miez, war sull do rieber kumm?

Wenn ‚ch su an Stroßnrande glucke
und dicke Luft und Meller schlucke,
sein mer noa lange ne verschutt,
mer hoann de Spraa, und doaas is gutt.

Wie de Berlinschn do druf spitzn!
– Se wulln ne uff ‚m Troign sitzn.

Helga Kreutziger, Oderwitz
Blatl: Tageblatt, Zeitung
Heemt: Heimat
blooe Steene: blaue Steine (Phonolit, Basalt)
gan: geben
gatt ’s: gebt es
Meller: Rauch
Spraa: Spree
de Berlinschn: die Berliner

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 13./14.08.2016)


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Winngk Zeit

War gleebt, de Rentner, die hoann Zeit,
ba dan koann’s ne ganz stimm.
Mol mahrt ees do, mol mahrt ees durt,
schunn is dr Virrmittch rim.

Dr Noamittch, dar noa’n Ruhgn kimmt,
a dan is ne vill droaa.
Irscht schlirf mer Koaffeetunke rei,
dernoochermd pack mer’sch oaa.

Mei Moan, dar schauflt garne Schnie,
is luhnt’ch noa goar ne richtch.
lech haal de Gusche und soi nischt,
fer dan is doaas do wichtch.

Jeds Brinkl wird zusoammgekoahrt,
mer sitt ju schunn ’n Dreck.
Ba dan woarm Liftl toot dr Schnie
vu ganz oalleene weg.

Gisela Grohmann, Eibau

winngk: wenig
Virrmittch: Vormittag
Noamittch: Nachmittag
ruhgn: ruhen
dernoochermd: danach
Brinkl: Bröckchen, Flöckchen
Liftl: Lüftchen, Wind

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe 05./06.03.2016)


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Ganze Abern

lech hoa meine Frooe garne,
denn se lät mer jedn Mittch
su woaas Schienes uffm Taller,
woaas fersch Ooge, woaas fern Bittch.

Froit miech amol meine Gude,
woaas ‚ch wellt uffm Tiesche sahn,
soi ‚ch ‚r: „Mach oack ganze Abern,
die hoat ’s lange ne gegan“.

lech loof runder glei zer Kiste
kumm derno mit Brotharch heem,
’s Woasser leeft zusoamm an Maule
‚ch tu schunn moanchmol dervoo treem.

Drähst diech eemol rim an Naaste,
is de Wuche wieder rim.
Gab ’s do keene ganzn Abern,
’s wäre doa ganz imbändch schlimm.

Und ann Boatzn Zwibblquoark
Leinäle muss o derzu.
Koann ’s denn noa woaas Bessersch gan?
Nee, wie is mei Bäuchl früh.

Ganze Abern, ann Klecks Butter
und ann Fatzn Laberwurscht,
sauer Gurkn ne vergassn
und ann klenn Schlungk noa fer ’n Durscht.

Eimoarniertn Harch zu Mittche,
do luss ‚ch jedn Brotn stihn.
Und derzu de mahlchn Abern,
su woaas luss ‚ch mer ne atgihn!

Ganze Abern sein mei Labm
‚ch will ne egoal Fleesch oack sahn.
’s kennt sugoar ann Feiertagen
amol ganze Abern gan.

Jürgen Glathe, Oderwitz

ganze Abern: Pellkartoffeln
Bittch: Bauch
Kiste: In Oderwitz gebräuchliche Kürzung des Namens „Kistenmacher“. Ein real existierendes Fisch- und Gemüsegeschäft, heute allerdings offiziell unter anderem Namen.
Brotharch: Brathering
imbändch: unbändig, sehr
Zwibblquoark: Zwiebelquark
Schlungk: Schlund, Schluck
eimoarnierter Harch: marinierter Hering

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 13./14.02.2016)


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Vill Pilze

Hans: Tag, Gerd, vurns hoa’ch as Tageblatl reigeguckt. Du bist ju a dr Zeitung hinne mit ann Kurb vuler Pilze. Wie kimmst denn?

Gerd: lech wullde o amol as Blatl. Ne oack immer Du und de Merkln. Und do hoa’ch benn Zeitungsleutn oaagerufft und gesoit, ich hätte zwanzch Pfund Pilze an Gebirge gefunn und doaas a dreißch Minutn. Und do hoann se glei ann Futegroafm verbeigeschickt und mich mitsoamtchn Pilzn oabgenumm.

Hans: Is denn doaas de Menschnmeeglchkeet! lech bie o gestern an Buhsch gewast und hoa oack a eenzches vermuckertes Braunheetl gefunn. Und doaas woar o noa moadch!

Gerd: Do hoast is wieder! Woaas nitzn enn die grußn Oogn, wenn de Tumoatn druffe hoast.

Hans: Du willst mer doa ne eirädn, doaaß de ba dar dichn Troigcht su vill Pilze gefunn hoast? Wenn de ann Furz lässt, brennt dr Buhsch. Doaas koannst de enn derzähln, dar’ch de Hosn mit dr Beißzange oaazoigt! Wesst de, woas mer machn? Du krigst vu mir a rutbraunes Scheinl und du weist mer de Fleckl, wu de Pilze stihn.

Gerd: Glei?

Hans: Glei!

Gerd: Wenn’s su is, muss’ch Foarbe bekenn, lech hoa ne ann eenzchn Pilz gefunn. Do bie’ch uff’m Polnmoarcht gefoahrn und hoa mer zahne gekooft.

Hans: Oack zahne? ’s woarrn doa su vill an Kirbl.

Gerd: Drunder woarrn’r lauter Toannzoappm.

Hans: Su a Liegeboajttl bist de. Doaas hätt’ch vu dir ne geducht. Mer machn’s imverdräht. Du gibbst mir a rutbraunes Scheinl und iech haal de Gusche.

Hans Klecker, Obercunnersdorf, Zittau

vurns: vorhin
Tageblatl: Tageblatt, Tageszeitung
oabgenumm: fotografiert
Braunheetl: Marone
ba dar dichn Troigtch: bei dieser Trockenheit
Liegeboajttl: Lügner
imverdräht:umgedreht, umgekehrt, andersrum

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 17./18.10.2015)


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A billches Oaagebot

’s woar noa sihre frih itz an Montche, noa ne amol achte, do stoand doa mei Myrtnsteckl schunn fix und fartch oaageschuslt haußn ver dr Tiere.
„Wu willst de denn im die Zeit schunn hie, im Himmls Willn?“, su toat ‚ch se froin.
Groade wie a bissl grätch goab se mer Bescheed, iech misste abm o amol as Rekloameblatl guckn, dr Koaffee war heute su billch wie lange ne mih. Und weil mer baale kenn mih derheeme an Schranke hättn, do misst se glei lus.
A bissl pfeckch goab ‚ch ‚r zericke, se mechte ne su rimpoampern und gruß as Braaschn kumm, sunst war ‚r amende schunn oalle.
Noa baale drei Stunn woar se derno wieder heem, zusamm mit a poaar irrch grußn Huckn. „Guck amol“, su meente se, „woas ‚ch do itze dergoattert hoa“. Und se fing glei oaa, oalls auszupackn.
Anne blooe Strumpjacke , an schwoarzn Kließlroaffer, a klee Flaschl mit woaas zun Eidiesln hinne, zwee Poaar Schicher, rut und geschippert, fer’n Sunntch anne Weste mit guldchn Starnln druffe, a Mitzl mit ann Pelzl zengsrim und a Zahnerpaketl Schlipper.
Und oalls war ju su billch gewast, zusoamm groad amol a klee brinkl ieber hundertfuffzch Piepm.
Iech beguckte mer de Bescherche und meente oack: „Und wu hoast de denn ’n Koaffee?“
„Oach, waajgn dan war ’sch ne su wichtch, fer murne frih tät ‚r schunn noa reechn!“

Jürgen Glathe, Oderwitz

oaageschuslt: (unvorteilhaft) angezogen
grätch: giftig wie eine Kröte
pfeckch: schnippisch, kurz angebunden
amende: am Ende, vielleicht
irrch: irre, sehr
Strumpjacke: Strickjacke

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 22./23.08.2015)


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A dummer Hund

Oach, is doaas anne goarschtsche Zeit,
gemaust wird egoalfurt.
A jeder brauch ann biesn Hund
und unser, dar heeßt Kurt.

Oack Ufpoassn is ni sei Dingk,
do hoat’r seine Muckn.
Ar kullert’ch uff’m Bleechploan rim
mit Voatersch gudn Suckn.

Ar frät’ch, wenn ar’ch woaas schnoappm koann,
do stiern o keene Goaffer.
Ar stiebt sugoar zun Nubber rim
mit Muttersch Kließlroaffer.

Ar hoat o’s Kochbichl derwischt
und ludermäßch zerfladert.
Und weil a Haufm Seitn fahlt,
do guck mer wie geradert.

Und woaas vu Fleesch an Bichl stoand,
zerpfluckt leit’s hinner’n Schuppm.
Woaas hoann mer’ch do oack ufgehoalst?
Nu kinn mer oack noa suppm.

Dieter Messerschmidt, Eckartsberg

goarschtsch: garstig, schlecht;
frät’ch: freut sich;
stiebt’r: saust er, wirbelt er;
Kließlroaffer: Büstenhalter;
zerfladert: flatterig, eingerissen, aus dem Leim gegangen;
geradert: gerädert, genervt, entkräftet;
zerpfluckt: zerpflückt, in einzelne Stücke zerrissen

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 22./23.11.2014)


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Keene Kuhploapperche mih

’n Fleescher gitt is Rindfleesch aus
fer Wurscht und Sauerbrotn.
Is Trinkn vu ann Tippl Milch
wird baale o verbotn.

De Wissnschoaft hoat rausgekrigt,
de Kihe keeln an Groase,
se furzn und se rilpsn rim,
und raus kumm giftche Goase.

De Kuhmuhzl warn oabgeschoafft,
die hoann zu lange Därmer,
und oalle Luft muss abm raus,
dermit wird’s immer wärmer.

Wenn’s wieder grußes Woaaser gibbt,
wenn’s fahlt a Raajn und Schnie-e,
gibbt’s zu vill Fliegn, war hoat Schuld?
Nu war schunn! – De dumm Kihe.

Is Oallerirrchste aber is
dr Ploapperch uff dr Wiese,
wenn woaas dervoo as Woasser kimmt,
wird’s fer de Babys biese.

Woaas a geschoiter Bauer is,
lässt’ch dodermit ne schmeißn.
A windlt seine Kuhe ei,
nu doarf se wieder sch…

Hans Klecker, Obercunnersdorf, Zittau

Kuhploapperch: Kuhfladen
keeln: käuen wieder
Kuhmuhzl: kindlich für Kühe
grußes Woasser: Hochwasser
is Oallerirrchste: das Verrückteste
dervoo: davon, von dem

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe, 21.10.2014)


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Dr Schulwaajg – friher und itze

Wie iech a klenner Steppl woar,
ging ’s zeitch schunn aus ’n Haus
zun Lehrern a de Schule hie,
’s woar a eenzcher Graus.

Vun Montche bis zun Simmde ging ’s
oan zeitchn Murgn lus,
geschoafft, do hoat uns kenner ne.
„Gatt Achtche, ihr seid gruß!“

De Mutter toat de Schnittn schmährn
mit Quark fer unse Hickl.
Is goab ann Kloaps uff ’s Hinderteel:
„Vergasst oack ne de Rickl!“

Nu schlußt mer lus, ’s woar hichste Zeit,
de Strimpe toatn kroatzn,
de Strumphaalter, die gucktn raus.
Woaas frurn mer a de Toatzn!

De reenstn Saajgebiegl woarrn ’s,
die dichn Frihsticksbrutl.
Woaas Bessersch hoatte kenner ne,
und kees verzug is Schnutl.

Doa heemzu, do woar wieder nischt
mit Autoe und Busse,
mer schlenkertn und paschltn
as Häusl heem zu Fusse.

Doa heut is doaas a ander Dingk,
die Zeitn sein verbei,
uff ’s Loofm bis zer Schule hie
lässt ‚ch kenner mih druf ei.

Se sahn geleckt wie Katzl aus,
de liebm, sissn Klenn,
oack Neumodsches wird oaagezoin,
is missn „Marken“ senn.

Bazeitn stitt is Auto do,
dr Voater, dar lässt bittn,
und gibbt senn Klenn o noa is Geld
fer Cola und fer Fritten.

Ganz gälche fährt ‚r derno lus,
und tutt sei Ringl ziehn,
und weil dr Suhn ne loofm will,
mecht ’s bis zer Tiere gihn.

Oack gutt, doaaß die ne breeter is,
sunst ging de Roaserei
’n Gangk ahinder und zerletzt
as Kloassnzimmer rei.

De grußn Koarrn verstuppm oalls,
de Eifoahrtn, de Stroße.
A andersch, doaas kimmt ne mih durch,
oack waajgn dar fauln Blose.

„Is Handy!“, gaukst dr Voater uf
und soit mit schwerer Zunge:
„Doaas leit derheeme uff ‚m Tiesch,
nee, unser oarmer Junge!“

Jürgen Glathe, Oderwitz

gatt Achtche: gebt Obacht
Hickl: kleine Hucke, Einbindtuch
Rickl: Jacke
schlußt mer: rannten wir gedankenlos und undiszipliniert
Saajgebiegl: Sägebügel, gebogener Gegenstand
die dichn: diese
paschltn: gingen langsam, schlamperten
gälche: jähe, plötzlich
Blose: Blase, (freche) Kinderschar
gaukst: brüllt
leit: liegt
(Quelle: Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe –
30./31. August 2014)


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De Kräuterkur

Kräutermoarcht is heut an Kluster,
do muss o de Selma hie,
woaas de Frooe is vu Schustern,
jenn tun oalle Knuchn wih.

Schmähre sull se vun Moarcht mitbrengn
oder Heelkräuter zun Bähn.
Ar wellt wieder rann und huppm
und koann’ch itze kaum noa drähn.

Se durchkromert oalle Stände,
guckt’ch is Kroattschzeug eegn oaa.
Oalls begroabscht se, oalls befuhlt se,
kreiz noa mo, und schnobert droaa.

Find se doa a enner Bude
anne „Mischung“! Und se nimmt
glei zwee Päckl, doaaß ihr Kraajglch
wieder uff de Pfutn kimmt.

Wie se mit dan Tittln heemkimmt,
tutt dr Aale o schnunn knurrn,
oack ne lange, denn do list’r
woaas vu anner Bulle Kurn.

Fix vermengt’r Schnoaps und Kräuter.
Do koann oack de Frooe soan:
„Nu kurier dr dei Geränze,
schmähr dch vu hinne, lieber Moan.“

Uff de dichtsche Oarzenei do,
is mei Schuster ganz verpicht.
Ar huppt wieder wie a Froosch rim,
nischt gibbt’s mih, woaas knackst und sticht!

Dieter Messerschmidt, Eckartsberg

jenn: jenem;
bähn: durch feuchte Wärme heilen;
Kroattschzeug: Kräuter, Unkraut, Pflanzen;
eegn: genau;
schnobert: schnuppert, riecht;
Kraajglch: unbeholfene Person, die schlecht gehen kann;
Tittl: kleine Tüten;
soan: sagen;
Geränze: Körper, Leib;
schmähr dch: schmiere dich;
dichtsche: diese;
verpicht: erpicht, gierig, besessen

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe – 17./18. Mai 2014)


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Koarpmschlachtn

Is neue Juhr stiht ver dr Tiere,
do meent dr Klaus zu senner Froo:
„Mer assn doaasmol keene Niere,
Silvester machst di Koarpm bloo.“

Di Koarpe, die ‚r keeft an Loadn,
wird a di Woanne neigeschutt.
Si sull an Woasser schwimm und boadn,
dermit ‚ch dr Schloammgeschmaak vertutt.

Drei Tage schwimmt si a dr Woanne
und schesst su moanche lange Wurscht,
do meent di Hilde zu ihm Moanne:
„Mer boadn an neun Juhre urscht!“

Zun Mittsche giht dr Moan as Bette,
di Hilde lät ‚ch ’s Rezept poaroat
und nimmt derno, – dr Teifl hätte -,
a Masser raus und schleicht as Boad.

Si krigt di Koarpe o zu foassn,
doa die is klitscherch, gloat und noaaß.
„Miech schlachtn? – Doaas kennt dir su poassn“,
su denkt ‚ch dr Fiesch, „iech mitz dr woaas!“

Di Koarpe huppt an huchn Bogn
vun Tische a de Woanne rei.
Di Hilde, die macht grüße Oogn
und guckt derbust as Koachbuch nei.

Si macht oalls groadsu wie an Bichl
und lät ‚ch ’n Fleeschklupper zeraajcht.
Si nimmt a troiges Frutteetichl
und soat zun Fisch: „Itz giht der ’sch schlaajcht!“

Di Koarpe sitt dan hilzern Klupper
und denkt: „Kreiz Tobak, itz wird ’s schlimm“,
schnellt a de Hihe, macht ann Hupper
und tschundert a dr Kiche rim.

Di Hilde wetzt glei a di Koammer,
verbust, weil si ni wetter weeß,
und kloat ihm Aaln dan ganzn Joammer
und macht ’n irrch di Helle heeß.

Dr Aale tutt ‚ch ann Eemer schnoappm
und fängt di Koarpe wieder ei,
tutt groadezu zun Teiche soappm,
a Schwoaps, schunn is dr Droaasch verbei.

Dieter Messerschmidt, Eckartsberg

de Koarpe: der Karpfen
iech mitz dr woaas: ich pfeif dir was
schnellt: beschleunigt sich, springt
derbust, verbust: erzürnt, ärgerlich
lät ‚ch ’n: legt sich den
hilzerner Klupper: Holzhammer, Fleischklopfer
schnellt: bewegt sich mit Schnellkraft, springt
tschundert: schindert, rutscht
kloat: klagt
irrch: irre, sehr
soappm: bedächtig und schwerfällig gehen
Schwoaps: das Schütten einer kleines Flüssigkeitsmenge
Droaaseh: Aufregung, Eile, Zank

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe vom 28.12.2013)


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Kee guder Rot

A guder Nubber hoat ver Juhrn seine Hoanne, die schunn ebch seine Frooe woar, verlurn.
„Nee“, meent ‚r naajchtn, „mir gitt ’s guttsderbärmtlch. De Murgnsuppe muss ‚ch oalleene reischlurfm. Kees koacht mer mih anne Guttschmecke. Ees kimmt ju ne mih imaringk und iech kumm o nerne mih hie.“
Ar toat miech urndlch derboarm. „Nu“, soit ‚ch ieber ’n, „versuch ’s oack amol mit dr Hauke Gretl, die is su eespännch wie du.“
0 Jemersch, do hutt ‚ch woaas gesoit, ar wurde glei ärschlch.
„Die dichtche wellst mer rotn? Nee, die is mer zu liederlich. Ba dar koannst de ver ’n Fußbodn assn, do findst de immer woaas und brauchst ne hungern.“

Gisela Grohmann, Eibau
naajchtn: gestern Abend, neulich
imaringk: rundherum
nerne: nirgends
eespännch: einspännig, ohne Partner
ärschlch: verkehrt, ärgerlich
die dichtche: diese da
(Quelle: Sächsische Zeitung, Ausgabe Zittau)


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Dr Reenemacher

Dr Schroamm Paul und sei Nubber Krause,
die sitzn noamittch hindern Hause
gemittlch uff dr Summerbank,
und woaas mei Paul is, dar fuhlt’ch krank.
A käut uff dr Zitrone rim
und denkt: „Do wird’s ne goar su schlimm.“
„Nu sieh oack har, du zutscht Zitrone?
Doaas saure Zeug is ne ganz ohne,
woaas sull’n doaas, mei lieber Schroamm?
Mir zoigt’s schunn oalle Lecher zoamm.“
„Nu aber, merk dr oack doaas eene:
Zitrone macht’n ‚Körper‘ reene.“
„Is wuhr“, froit Krause, „und doaas stimmt?
lech, Äsl, boad miech jedn Simmd!“

Hans-Rainer Hensel, Friedersdorf
käut: kaut;
zoigt’s: zieht es;
Äsl: Esel

(Quelle: Sächsische Zeitung, Ausgabe Zittau)


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Ze späte

„Mei Junge“, wiehert Woajnersch Ruth,
„doas Schissn, doaas verdrahte,
iech arger miech noa ieber’n tut,
dar kimmt, ba oalln, ze späte.
Wenn’s heeßt: „Hul oack de Mutter oab,
die is an Schräbergoartn!“,
benn Suhne wird de Zeit ze knoapp,
de Mutter, die muss woartn.
Su gitt doaas nu a err Tur furt,
’s is eefach kee Verluhß,
und soit ees doa amol a Wurt,
gibbt’s mehrschtnteels Verdruhß.
Uff eemol braascht de Woajnern laut
an ganzn Durfe rim,
ihr Suhn, dar hätte anne Braut,
itz wird doaas Dingk irscht schlimm.
„0 jemersch, doaas weeß’ch itze schunn“,
su hoat’s’n Jungn zerschussn,
„du wirscht zer Traut ze späte kumm,
do kinn mer’ch druf verlussn.“
Do lacht dr Suhn, die Haglsgräte:
„Iech bie, wie’ch abm bie, –
zu dar kumm’ch zeitch genungk ze späte,
miech ändert kenner mih!“

Hannelore Geppert, Lawalde – Lauba

wichert: wehklagt, jammert
Woajnersch: Wagners
a err Tur: in einer Tour, andauernd
braascht: erzählt langatmig, klatscht
Traut: Trauung
Haglsgräte: Hagelskröte
genungk: genug
(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe)


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Durch ’s Kallerfanster

Is stieg amol dr Voater Hurn
de Letter ruff und pfluckte Birn!
Und Klaus, sei Suhn, toat unne sitzn
und ungeduldch uff ’s „Fallobst“ spitzn.
Und wenn’r o verfrassn guckte,
dr Voater lachte oack und pfluckte.
A ließ ne eene Birne fliegn,
is woar zun junge Hunde kriegn,
und hutt de Birn zun neckschn Pussn
an Kaller derno eigeschlussn.
„De Kallertiere, die is zu“,
su ducht dr Junge, „woaas ’n nu?“
Do koam ’n dr Gedanke ei:
„Du kroajchst zun Kallerfanster rei.“
A kruhch durch ’s Looch und mit vill Zunder
gingk ’s uff ‚m Kohln an Kaller runder.
A stellt ‚ch zun Hirdl anne Stunde
und froaß, woaas ees oack frassn kunnde.
A hirrte ’s a dr Woampe knoattern
und fühlte o a Hosnfloattern.
Do wullt ‚r keene Zeit verliern,
kruhch ruff zun Fanster uff oalln viern
und stackt ’n Kupp zun Luche raus,
de Brust gingk durch, derno woar ’sch aus.
Avier ging ’s ne und ne zerricke,
de Woampe, die woar vill zu dicke.
A hutt gerankert und ‚ch verrenkt,
gebläkt, blieb aber eigezwängt.
De Nubbern hirrtn doaas Geboarme
und se dergriffm seine Oarme
und schirgtn, neetertn und zugen
su feste, doaaß de Fatzn flugn.
Und huttn se ’n o bluttch gescheuert,
dr Mausedieb blieb eigemäuert.
’n Nubbern toat dar Karle leed,
se goabm Voater Hurn Bescheed
Dar aber gingk mit anner Rutte
an Kaller und verdruhsch die Butte.
„lech war dr schunn de Kulbe lausn,
War hoat ‚ch geheeßn, Birn zu mausn?“
Uff eemol misst dar Frasssaak blosn,
und ’s Birnkumputt gingk a de Hosn.
Nu woar de Woampe ne mih dicke,
und ’s Jungsl rutschte a klee Sticke.
Dr Schmied, dar zug ’n endlch raus.
Woaas machte dar verfrassne Klaus?
A gingk zu Nubbersch Louis rieber
und lachte: „Wesst de woaas, mei Lieber?
lech maus oack eure Birn noa“, broanzt ‚r,
„ihr hoat a grisser Kallerfanster!“

Hans Klecker, Obercunnersdorf, Zittau

Letter: Leiter;
unne: unten;
zun Pussn: aus Schabernack, gegen den Willen (seinesSohnes);
kroajchst: kriechst;
Hurdl: kleine Horde, Holzlattengestell;
avier: nach vorn;
gerankert: gerüttelt, mit Gewalt bewegt;
eigezwängt: eingeklemmt;
schirgtn: schoben;
neetertn: zerrten hin und her;
de Kulbe lausn: den Schopf beuteln, den Kolben (Kopf) waschen

(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe vom 18.10.2013)


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Pilzfieber

lech wellde a de Pilze ginn,
oack do heeßt ’s abm zeitch ufstihn.
Und mir zun Schure gitt mei Nubber
schunn zwee Stunn iher uff ‚m Kupper.
Ar weeß de Fleckl, wu se stihn
und tutt o keemol lär ausgihn.
„lech hier se wachsn“, soit ‚r mir,
oack iech hoa kee su gutt Gehier.
Dar is ju o richtch pilzefieberch,
do bleibt fer miech, weeß Gutt, nischt ieberch.
Nu luss ‚ch dan dichn Gotl loofm,
iech war derweile wetterschlofm.
De Pilze, die ‚ch ann Troom tu sahn,
die koann mer ne dr Nubber nahm.

Gisela Grohmann, Eibau

zun Schure: zum Possen
Nubber: Nachbar
iher: eher
Kupper: Kottmar (Berg)
pilzefieberch: fiebrig, kibbelig auf Pilze
Gotl: Gottlob, Gottlieb, seltsamer Mensch

(Quelle: Sächsishce Zeitung, Ausgabe Zittau 10/2013)


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Fer de Hände

`N Lährer a dr irschtn Kloasse,
kimmt ’s kaale Water gutt zupoasse.
und sumit froit ‚r glei de Kinder:
„Was zieht man an im kalten Winter?“
Dr kleene Max, dar nennt de Mitze,
de Schaultichl kennt Rieslersch Fritze.
De kleene Mia tutt ne zuckn
und plauzt derzwischn: „Dicke Suckn!“
De Lena, die verrickte Schosn,
kennt Voatersch lange Underhosn.
Dr Paul soit und tutt ne grüß drucksn:
„De Oma, die hoat Schofwullbuchsn!“
De Räde is vu Hemm und Reckin,
vu Schichern, Rickin und o Jäckln.
„Was hält die Hände warm, die Finger,
wer nennt mir diese beiden Dinger?“
Do meld ‚ch dr kleene Moarschner Ben:
„Doaas warrn de Hosntoaschn senn!“

Hans Klecker, Obercunnersdorf, Zittau

Schaultichl: Schal;
Schofwullbuchsn: dicke Schafwollunterhosen;
vu Hemm: von Hemden;
Schicher: Schuhe;
Rickl: Jacke, Mantel, Joppe

(Quelle: Sächsishce Zeitung, Ausgabe Zittau 02/2012)


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Anne Krautfuhre

‚S muchte glei nooch’n Kriege gewast sein, ‚S woar a dr schlaajchtn Zeit, wu’s noa ne vill zu assn goab. Vu menn Voater dr Schwoger hutte anne Daachdeckerei iebernumm. Fer a woarmes Assn toatn se beede bann Bauern de Dächl a bissl zusoammflickn. Moanchmol goabm de Bauern o a poaar Abern mitte. Eemol krigte dr Voater sugoar ann Saakvll Weißkraut, doaas mer sauer machn wulltn. Nu misst mer mit ’n Letterwanl irscht vier Kilometer loofm, im’s Kraut zu hulln. ‚N ganzn Waajg ging ’s barguff, doderwaajgn kunnt ‚ch miech ne as Wanl setzn und misste nabmhar loaatschn, woaas menn klenn Kinderbeenln goar ne gutt toat.
Uff heemzu sullt ’s a bissl gemietlcher zugihn. Dr Saak loag hibsch drinne an Wanl. De Stroße woar an Schusse, und ’s lief ja o a bissl bargunner. Und mir beedn soatzn’ch, – mir nischt, dir nischt -, ubmdruff. Dr Voater noahm de Deichsl zwischn de Fisse, und iech fläzte miech ärschlch rim uff ‚m Saak. Oach, woar doaas anne Freede! Anu kunntn ‚ch de miedn Beene a bissl ausruhn. Su hätt’s kinn ginn bis heem. Aber ’s Wanl koam mit sachtn a Foahrt. Nu ja, oa uns ausgehungert Hamflchn wird ’s ne gelan hoann, aber is Kraut hutte ja sei Gewicht. Winngstns ging’s nu immer schneller, und de Gemietlchkeet wurde baale ungemietlch. Dr Voater bläkte, iech selte runnerhuppm und eihaaln. Aber iech soahs ju imverkährt druffe, noa derzu hutt’ch an Spurte su wie su immer oack de Viere. Mittlerweile hutt mer anne ganz schiene Schwirre druff.

De Radl und de Unnnerlenkche vun Wanl woarrn o schunn ausgenuddlt. Nu schlug unser Fuhrwark o noa Hok’n. Immer rieber und nieber ging’s. Do hutte dr Chauffeur ganz schiene zu tun, doaaß de Fuhre ne imschmieß. Hätt mer domols schunn sieche schoarfe Pulezeier gehoat, iech gloobe, die hättn uns glei dreimol blosn lussn, die hättn geducht, doaas giht a eene Titte goarne nei.
Uff eemol koam uns a grußer Loaster a de Quare. Woaas’n nu? Sullt mer ‚ch erne ieberfoahrn lussn? Mei Voater, woaas dr Foahrer woar, nutzte groad ann Linksschlenkerch und lenkte unser Wanl an Buhsch nei. De Deichsl verspickte sich und zerbroach. Dr Stumpl dodervoo schlug ’n Voater sihre furrsch as Been. Iech machte ann ricklchn Purzlboom ieber’n Voater drieberweg und landete an Gestrippe. Vill Fleesch zun Oabpulstern hutt’ch ne uff ‚m Knuchn, aber heele woarrn se gebliebm.
„Lützows wilde verwegene Jagd‘ is goar nischt“, muchte mei Voater denkn und flickte mit ann Bändl nutdirftch de Deichsl zusoamm. Anu hieß is: Loofm. Dr Voater misst’ch bickn waajn dr kurzn Deichsl. Iech loaatschte mit menner lädierte Loaffe hinnerhar und misste moanchmol irrch eihemm.

Aber de Krautheetl hoann mer gutt heemgebrucht, und’s Sauerkraut woar a Genissl.

Dieter Messerschmidt, Eckartsberg
(Sächsische Zeitung – Zittauer Ausgabe vom 15.10.2011)

Saakvll: Sackvoll;
Letterwanl, -waajnl: Handleiterwagen;
doderwaajgn: deshalb;
ärschlch: verkehrt, nach hinten gewandt;
Hamflch: Hänfling, schmächtige Person;
eihaaln; eihemm: bremsen;
imverkährt: verkehrt herum;
Unnerlenkche: Lenkung eines Leiterwagens;
Linksschlenkerch: Schleuderbewegung nach links;
ricklchn Purzlboom: Rückwärtssalto;
Loaffe: Gesicht; irrch: irre, sehr;
Krautheetl: Krautköpfe


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Kee Viechzeug

Woaas meine gruße Schwaster is,
die tutt kee Viechzeug miegn,
ebb Koatzn, Mäuse oder Spinn,
ebb Schneckn oder Fliegn.

Oack wenn ihr Karl se „Schneckl“ rufft,
“mei’ Miezl“ oder „Mäusl“,
do hoat se’s mit’n Viechern wichtch,
do is se aus’n Häusl.

Und breng’ch poaar weiße Mäuse mit,
ann Hund und anne Koatze,
do quiek se, huppt as Bette nei
und schnedd mer anne Froatze.

Und die soit „dumme Goans“ zu mir,
iech hätte anne Meese,
o „giftsche Gräte“, „aale Kuh“,
iech wär wie anne „Schmeeße“!

Iech ga’n Miezekatzl Milch,
’n Hihnervulke Frassn
und hoa kenn eenzchn Winter ne
de Piepmatzl vergassn.

De Mutter soit, dr Kloappersturch,
dar käm zu unser Grußn,
wu meine Schwaster ne amol
ann Wellnsittch koann verknusn!

De Mutter wird’ch wull woas vermahrn,
dr Sturch is doa kee Dummer.
Nu nee, dar kimmt gewieß zu mir,
iech huffe, uff’m Summer.

            Hans Klecker


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